Einführung in die Studie
Eine aktuelle Untersuchung des MIT Media Lab hat die Effekte der Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT auf die kognitive Leistung von Nutzern beleuchtet. Diese Studie, die sich noch im Peer-Review-Prozess befindet, analysierte das Verhalten von 54 Erwachsenen im Alter von 18 bis 39 Jahren über einen Zeitraum von vier Monaten. Die Probanden wurden in drei Gruppen unterteilt: Eine Gruppe nutzte ausschließlich ChatGPT für das Verfassen von Essays, eine andere Gruppe recherchierte mit Google, während die dritte Gruppe ohne digitale Hilfsmittel arbeitete.
Methodik der Untersuchung
Um die neuronale Aktivität der Teilnehmer zu messen, kam ein Elektroenzephalogramm (EEG) zum Einsatz, das 32 verschiedene Hirnregionen überwachte. Diese umfassende Methodik ermöglichte es den Forschern, präzise Daten über die Gehirnaktivität während der Schreibaufgaben zu sammeln.
Ergebnisse der Studie
Die Analyse der EEG-Daten offenbarte signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Teilnehmer, die ChatGPT verwendeten, zeigten die geringste neuronale Vernetzung und schnitten in verschiedenen kognitiven Tests unterdurchschnittlich ab. Besonders auffällig war die reduzierte Aktivität in den Alpha- und Beta-Netzwerken, die mit kreativen Denkprozessen in Verbindung stehen. Im Vergleich dazu wiesen die Google-Nutzer eine 34 bis 48 Prozent höhere Aktivität auf, während die ChatGPT-Nutzer sogar 55 Prozent unter den Werten der Kontrollgruppe ohne digitale Unterstützung lagen.
Kognitive Auswirkungen und Gedächtnisleistung
Ein weiterer besorgniserregender Aspekt der Studie betrifft die Gedächtnisleistung der ChatGPT-Nutzer. Über 83 Prozent dieser Gruppe konnten sich nur wenige Minuten nach der Abgabe ihrer Essays nicht mehr an deren Inhalte erinnern oder korrekte Zitate wiedergeben. Im Gegensatz dazu lag diese Quote bei den anderen beiden Gruppen bei lediglich 11,1 Prozent. Die Forscher beschreiben dieses Phänomen als “kognitive Schulden”, was bedeutet, dass die Auslagerung von Denkarbeit zu einem Verlust an eigenständigem Denken führen kann.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Die Ergebnisse dieser Studie werfen wichtige Fragen über die langfristigen Auswirkungen der Nutzung von KI-gestützten Schreibtools auf unsere kognitive Gesundheit auf. Während solche Technologien zweifellos die Effizienz steigern können, könnte ihre übermäßige Nutzung auch negative Folgen für das Gedächtnis und die kreative Denkfähigkeit haben. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Erkenntnisse auf die zukünftige Nutzung von KI in Bildung und Beruf auswirken werden.
