Ein Blick auf die nicht realisierte Handlung
In der Welt der Videospiele gibt es zahlreiche Konzepte und Ideen, die nie das Licht der Welt erblicken. Ein besonders faszinierendes Beispiel ist ein geplantes Assassin’s Creed-Spiel, das in der Reconstruction-Ära nach dem amerikanischen Bürgerkrieg angesiedelt sein sollte. Spieler:innen hätten die Möglichkeit gehabt, in die Rolle eines ehemals versklavten Mannes zu schlüpfen, der von der Bruderschaft der Assassinen rekrutiert wurde. Seine Aufgabe wäre es gewesen, in den Süden zurückzukehren und für Gerechtigkeit und Gleichheit zu kämpfen.
Gesellschaftliche Herausforderungen und historische Kontexte
Das Spiel hätte sich mit den tief verwurzelten gesellschaftlichen und rassistischen Spannungen dieser Zeit auseinandergesetzt. Ein besonders kontroverses Element wäre die Thematisierung der Gründung des Ku-Klux-Klans gewesen. Diese Entscheidung hätte nicht nur die Spieler:innen gefordert, sondern auch die Möglichkeit geboten, komplexe und oft schmerzhafte Themen zu behandeln, die in der heutigen Gesellschaft nach wie vor relevant sind.
Die Entscheidung zur Absetzung
Leider wurde das Projekt im Juli 2024 eingestellt, was viele Fans und Entwickler enttäuschte. Intern wurde berichtet, dass die Entscheidung von der Unternehmensführung getroffen wurde, um mögliche Kontroversen zu vermeiden. Insbesondere nach den negativen Reaktionen auf andere Projekte, wie dem Charakter Yasuke in Assassin’s Creed: Shadows, war das Management besorgt, dass ein Spiel über die Reconstruction-Ära als „zu politisch“ wahrgenommen werden könnte.
Ein kreatives Risiko, das nicht eingegangen wurde
Die Entscheidung, das Spiel nicht weiterzuverfolgen, spiegelt eine größere Tendenz wider, in der Videospielindustrie Risiken zu vermeiden. Die Angst vor Kontroversen und die Sorge um den politischen Status quo scheinen oft kreativen Ideen im Weg zu stehen. Statt ein mutiges neues Kapitel in der Assassin’s Creed-Reihe zu wagen, entschied sich Ubisoft für einen sichereren Ansatz, was als verpasstes Potenzial betrachtet werden kann.
Fazit: Ein verlorenes Kapitel der Videospielgeschichte
Das nie realisierte Assassin’s Creed-Projekt stellt ein Beispiel dafür dar, wie das politische Klima und wirtschaftliche Überlegungen kreative Visionen beeinflussen können. Es bleibt abzuwarten, ob die Branche in Zukunft den Mut finden wird, solche bedeutenden und herausfordernden Geschichten zu erzählen, oder ob sie weiterhin im Schatten der Angst vor Kontroversen bleibt.