Insekten werden (vermeintlich) von Licht angezogen. Das hat wohl jeder schon einmal erlebt, der nach einer Grillparty noch das ein oder andere Abendstündchen mit Familie und/oder Freunden auf der Terrasse beziehungsweise im Garten verbracht hat. Warum Insekten sich so verhalten, gibt einfachen Menschen ebenso wie Forschern seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden zu denken. Wahrscheinlich reicht das Rätsel so lange zurück, wie wir künstliches Licht erzeugen.
Eine gängige Theorie besagt, dass Insekten Licht ganz einfach als Quelle für Wärme und Nahrung interpretieren und deshalb darauf zusteuern. Eine andere geht davon aus, dass sie Lichtquellen wie beispielsweise den Mond als Navigationshilfen verwenden und vom künstlichen Licht quasi abgelenkt werden.
Ein internationales Forscherteam schlägt nun eine neue Erklärung für das uralte Rätsel vor, die sie mithilfe modernster Technik gewonnen haben, wie aus einer Publikation im Fachjournal Nature Communications hervorgeht (via Spektrum). Den Forschern zufolge ist der sogenannte Lichtrückenreflex für das merkwürdige Verhalten der Tiere verantwortlich.
Konkret hat das Team mit Hochgeschwindigkeitskameras und Motion-Capture-Sensoren festgestellt, dass sich Insekten mit ihrem Rücken an der hellsten Stelle der Umgebung ausrichten. Im Normalfall ist das der Tag- oder Nachthimmel, wodurch sie horizontal fliegen können. Knipsen wir jedoch künstliches Licht an, das heller ist, richten sich die Tiere daran aus. Sie fliegen praktisch mit dem Rücken zur Lichtquelle hin ausgerichtet, die Beine zeigen in die entgegengesetzte Richtung (weg von der Lichtquelle). So umkreisen sie beispielsweise eine Lampe, bis sie entweder vor Erschöpfung zusammenbrechen oder auf sie stürzen und zugrunde gehen – oder bis wir die Lampe wieder ausschalten.
Um sich das bildlich besser vorstellen zu können: Die Insekten fliegen mit dem Rücken permanent der Lichtquelle zugewandt (quasi immer senkrecht dazu). Da beispielsweise eine Glühbirne klein und rund ist, passen sie durchgehend die Fluglage neu daran an, was sich in einem Umkreisen äußerst – sie legen sich sozusagen mit dem Rücken in die Kurve.
Die Forscher sind sich jedoch bewusst, dass es noch weitere Faktoren geben kann, die das Verhalten der Insekten beeinflussen. Weitere Studien sind daher notwendig, um das Phänomen vollständig zu verstehen.